Komm, du Verfluchter

Was wie eine Soap-Opera beginnt, entwickelt sich am Pfalztheater dann glücklicherweise nicht zur selbigen: Wagners "Holländer" gerät nicht allzu plakativ. Zu überzeugen vermögen vor allem die Sänger.

Von SZ-Mitarbeiterin Leslie Dennert

 


Kaiserslautern. Alle sieben Jahre kommt er an Land. Sein Fluch verdammt ihn dazu, bis zum jüngsten Tag durch die Meere zu segeln, es sei denn, er findet eine Frau, die ihm ewige Treue schwört - so erzählt es die Legende vom fliegenden Holländer. Am Samstag gelang dem Pfalztheater Kaiserslautern eine gelungene Premiere von Richard Wagners gleichnamiger romantischer Oper. Etwas TV-Realismus, eine symbolhafte Ausstattung, ein harmonisch abgestimmtes Sängerteam und eine bisweilen einfallsreiche Inszenierung sorgten für Opern-Kurzweiligkeit.

Regisseur Stefan Tilch macht die Ouvertüre zum Vorspann - gleich dem Intro einer Soap-Opera im Vorabendprogramm. Ganz plakativ stellt er diejenigen vor, deren Geschicke sich im Folgenden kreuzen werden. Da ist zum einem Daland, Sentas Vater: Als Vertreter der kleinbürgerlichen Welt sitzt der Seefahrer in seiner beengten Kajüte inmitten von Sparschweinen und träumt vom großen Reichtum. Derweil krabbelt Naturbursche Erik aus seinem Zelt und denkt sehnsüchtig an Senta. Diese kümmert sich eine Etage tiefer eifrig um einen neuen Maßanzug - für den geheimnisvollen Fremden, der über allen thront: langhaarig, mit nackten Oberkörper, großem Tattoo, offenem Sakko, Zigarette. Er wirkt unnahbar, fertig, abgebrüht. An Erlösung glaubt dieser Holländer nicht mehr.

Im Laufe des Stückes werden diese Ebenen seziert- in wechselnden Bühnenbildern. Aus dem Penthouse des Holländers etwa wird das Schiff, das sich bildgewaltig als monströser Koloss auf die Bühne schiebt. Bühnenbildner Thomas Dörfler spielt klug mit Symbolen, Details und Andeutungen. Mit einer Seifenoper hat dieser Holländer nichts zu tun. Mit sonorer, raumfüllender Stimme gibt Andreas Macco den geheimnisvollen Fremden - mal verwegen und unnahbar mit Zuhältergehabe, mal sensibel. Wunderbar agil und mit warmem emotionalen Timbre auch Steffen Schantz (Erik) und Michael Dries (Daland). Adelheid Fink intoniert als Senta sauber und treffsicher und spielt mit Hingabe das junge Mädchen auf seinem Weg zur Frau. Ihr Sopran ist hart, aber bestimmt, wenngleich er noch etwas mehr Dramatik zeigen könnte.

Der Abend hätte stimmiger geraten können, hätte das Orchester (Leitung: Till Hass) die dramatischen wagnerischen Spannungsbögen dynamischer genommen: Hier und da könnten Akzente schärfer sein, die Tempi langsamer, die Blechbläser sauberer einsetzen.

 

Weitere Aufführungen im März: 3., 6., 10., 16., 27. März.