Riesenjubel um La Wally

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Der Auftakt von Landestheater-Intendant Johannes Reitmeier gelang mit Catalani-Oper fulminant.

Sie birgt schon einige Gefahren: Alfredo Catalanis Operndrama um die Geierwally, "La Wally", beinhaltet Klischees, Kitsch, spielt in Sölden und der dramatische Stoff mit zwei Opernleichen könnte durchaus für eine schmalzige Regie gut sein. Doch es kam am Samstag am Tiroler Landestheater ganz anders. Johannes Reitmeier sorgte mit seiner Regie für zweieinhalb sinnlich berauschende Opernstunden, das Premierenpublikum bedankte sich für diesen Einstand mit langem Applaus und großem Jubel.
Akribisch arbeitete Reitmeier die Charaktere der Protagonisten heraus, allen voran den der selbstbewussten wie selbstzerstörerischen Wally. Thomas Dörfler unterstützte dabei mit seiner in kaltem Blau gehaltenen Bühne die Regie genial und verstärkte dadurch zusätzlich die klamme Atmosphäre. Ein Fest für das Auge war die Ausstattung von Michael D. Zimmermann, der sich tief ins Metier der Tiroler Trachten um 1890 einarbeitete. Hagenbach schien optisch als Fremdkörper, weil als Jäger zu nobel.

Musikalisch sehr gut
Alexander Rumpf am Pult des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck legte den grandiosen Grundstein dieser Produktion. Catalanis Musik zeigt romantische Züge, dichte Orchesterpassagen und dramatische Stilistik. Diese setzte das TSOI zwischen Bläsern und Streichern ausbalanciert perfekt um, das akzentuierte Blech und die spannenden Tempi verliehen der Musik Charakter und Strahlkraft.
Jennifer Maines war ideal als "Wally" besetzt, ihr farbiger Mezzo und das ausdrucksstarke Schauspiel überzeugten restlos. Bernd Valentin sang den "Gellner" mit seinem fein abgestimmten Bariton, Sophie Mitterbauer ließ in der Hosenrolle des "Walter" keine Wünsche offen. Marc Kugel sang ohne Höhepunkt den alten "Stromminger", Melanie Lang ("Afra") und Johannes Wimmer ("Soldat") überzeugten im Ensemble. Paulo Ferreira als "Hagenbach" mühte seinen schlanken, strahlenden Tenor manchmal in die Höhe und weniger Timbre wäre mehr gewesen. Chor und Extrachor gelangen die heiklen Passagen exzellent.
Sieghard Krabichler