DER NEUE MERKER online 19.09.2013
 
TRIER: RIGOLETTO- Premiere am 14.9.2013
 
Der in Wien lebende Regisseur Bruno Berger-Gorski
inszenierte in Trier nach Offenbach`s “Rhein-Nixen” und “Lakme” seinen fünften “Rigoletto”.
Eine Neu-Inszenierung, die im Bühnenbild vonThomas Dörfler
am 14.Sept Premiere hatte.
 
Berger-Gorski`s erster Rigoletto war in Klausenburg, Rumänien,
an der ungarischen Staatsoper, dann hatte er in Lecco, Nord-Italien, am berühmten Bellas Artes in
Mexico-City (mit Arturo Chacon-Cruz als “Duca”) und ander Oper Bonn (mit Julia Novikova als “Gilda”)
jedesmal mit einem anderen Bühnenbildner undKostümbildner jeweils ein neues “Rigoletto”-Konzept
erarbeitet.
Jetzt mit der Wiener Kostümbildnerin Gera Grafeinen heutigen “Rigoletto” für das Theater Trier
mit brillanten jungen Sängern, die – frisch vom Studium kommend – erstmals auf der Bühnestehen:
die blutjunge “Gilda” von Jennifer Riedel singt die Arie meisterhaft und ist jetzt angeblich schon für das
Gärtnerplatz-Theater und die Berliner Staatsoper im Gespräch. Und der “Duca” des jungen
Svetislav Stojanovic läßt aufhorchen! Er spielt und singt mit soviel Gefühl, dass man ihn sofort für das
lyrische Fach an große Häuser empfehlen möchte. In Trier ist er ein glaubhafter “Duca”, der besonders im
2.Akt und im Quartett überzeugt. Die Damen im Zuschauerraum flossen reihenweise dahin, dass Gilda
ihm verfällt, ist bei seiner Erscheinung und dem Stimmschmelz glaubhaft...Das Regiekonzept siedelt
“Rigoletto” heutig an: der “Duca”ist ein junger “Berlusconi” und feiert “Bunga-Bunga-”-Parties auf der
Dachterasse...Im Treppenhaus der Penthouse-Siedlung leben Emigranten wie Sparafucile und andere
“Imigranten”. Rigoletto hat seine islamistisch verschleierte Tochter zu Hause mit einem Bild der
KAABA an abgeblätterten Wand-Tapete in einem Zwischenstock versteckt.
Jennifer Riedel spielt überzeugend die aufmüpfige rebellische junge Tochter, die fragt, woher sie kommt und
warum sie hier versteckt gehalten wird. Sie spielt die Pubertierende,
Jacek Strauch den herrischen Vater, der seine Tochter fast zu erdrücken droht..
Das letzte Bild spielt in der Tiefgarage desselben Penthouses, wo Maddalena und Sparafucile
als “Ausländer” zwischen Mülltonnen leben und Maddalena den sex-süchtigen “Duca” auf
Autositzen empfängt, nachdem Duca`s Sicherheitsleute sie durch Drogen noch gefügiger gemacht haben.
Die aktuelle Berlusconi-Diskussion spiegelt sich ideal in diesem Konzept wieder..
Nur dass der “Duca” in Trier echte Gefühle für die verschleierte “Gilda” zu empfinden scheint—
er bleibt bei dem letzten ”La Donna e Mobile” auf seiner Matraze in der Tiefgarage zwischen
Autos auf der Bühne und muss das Schluss-Duett zwischen Gilda und Rigoletto mitanhören..
Er scheint zu bereuen, doch wie lange?
Der berühmte Jacek Strauch fügt sich als Gast-”Rigoletto” in dieses wunderbare junge
Ensemble ein. Das Theater Trier ist fürwahr ein Sprungbrett für die Stars von morgen:
Sowohl Svetislav Stojanovic als “Duca” wie auch Jennifer Riedel als “Gilda” lassen aufhorchen
....Besonders interessant auch der warme glühende Mezzo der jungen Kristina Stanek, die in
Trier ihr erstes Engagement angetreten hat und eine unglaublich natürlich wirkende heutige
Maddalena szenisch wie auch stimmlich hinlegt.. Man wartet gespannt auf ihre erste “Carmen” oder “Charlotte”...
 
Nach seiner “Silbersee”-Inszenierung von Kurt Weill als österreichische Erstaufführung im
Wiener Jugendstiltheater hat Bruno Berger-Gorski in Österreich noch in Salzburg “La Boheme”
inszeniert.Man darf gespannt sein, wie er jetzt am TNL in Luxembourg als Coproduktion mit
Kaiserslautern die europ-E.A von Knut Vaage`s “Someone is going to come” von Jon Fosse
inszenieren wird...
 
Ingeborg Kalkus, geschrieben für “Orpheus”