Pressespiegel Spielzeit 2007/2008

SAARBRÜCKER ZEITUNG vom 27. September 2007

Obszönitäten einer gelangweilten Soldateska

Sehens- und hörenswert: Verdis „Troubadour“ im Pfalztheater Kaiserslautern

Kaiserslautern. Bürgerkrieg, Machtkampf, Rassismus, Folter, Tod: Das alles bringt Verdi mit „Il trovatore“ auf die Bühne. Bruno Berger-Gorski fügte seiner Inszenierung am Pfalztheater noch Vergewaltigung und andere Obszönitäten hinzu. Das provozierte lautstarken Protest im Publikum.

Warum eigentlich? Ist dies nicht Realität in einer gelangweilten Soldateska – Aggressionsabbau? Nicht nur im Zigeuner- und Gefangenenlager unter der diagonal die Bühne querenden stählernen Rampe (Bühne: Thomas Dörfler). Dort oben posieren die Mächtigen um den Conte di Luna, neon-grün markiert und treiben ihr schändliches Spiel mit denen da unten in Müll und Abwässern. Assoziationen ans Heute sind greifbar: Guantánamo-rot ist die Kluft der Gefangenen und des Nonnenchores(!). An Nebel, Licht- und Feuer-Effekten wird nicht gespart, viel „action“ auf der Bühne, kein Rampen-Singen. Bei allem Elend geht es jedoch um Belcanto: Verinnerlicht, ohne Stimmakrobatik, Singen con anima, klangschön. Herausragend die gefühlsstarke Azucena von Anna Maria Dur und der kraftvolle Conte von Walter Donati. Rossella Ragatzu gab Eleonora stimmlichen Glanz, dem Keith Ikaia-Purdy als Troubadour seinen druckvollen Tenor entgegensetzte. Die Nebenrollen sind adäquat besetzt. Der Chor findet nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell mit Dirigent Uwe Sandner zusammen, der mit seinem Orchester eine beachtliche Italianata entfachte und die Aufführung sicher führte. Sehens- und hörenswert. fa