Liebesstürme und Beifallstürme

Von: Petra Rödler

Ballett im Großen Haus des Pfalztheaters

Am vergangenen Samstag präsentierte Ballettdirektor Stefano Giannetti auf der großen Bühne des Pfalztheaters seine „Liebesstürme“. Was er und seine Tänzer ernteten, war stürmischer Beifall – minutenlang.

Einmal 50 und einmal 35 Minuten trifft Ballett pur auf Symphonie pur. Bereits nach dem ersten Teil gab es jede Menge Applaus für das Ballettensemble und die Symphonie Nr. 5 von Peter I. Tschaikowski. Tschaikowski verbrachte viele Jahre seines Lebens in St. Petersburg. Seine Symphonie beinhaltet alle Stimmungsbilder, von Glücksgefühlen und Freudentaumel bis hin zu schwermütiger Schicksalsergebenheit – ausdrucksvoll getanzt von den Tänzerinnen und Tänzern, die in klassischem Rot und Schwarz vor einem Lichtrahmen in den prunkvoll projizierten Räumen Akzente setzen. Stefano Giannetti nimmt einen Teil aus Tschaikowskis Leben auf, der sich zu Männern hingezogen fühlte. Er zeigt die Zweifel, die Zerrissenheit, aber auch das Glück… 15 Minuten zeigen die Männer des Ballettensembles am Anfang alleine auf der Bühne wie kraftvoll, einfühlsam und pur, aber auch exakt Tanz sein kann. Bravo! Natürlich kommen die Frauen, wie im wahren Leben auch, dann auch ins Spiel und sorgen für so manche Irrung und Wirrung.

Die Symphonie Nr. 5 des in Finnland als Nationalkomponist gefeierten Jean Sibelius ist eine Herausforderung für alle Tänzer. Stefano Giannetti hat diese Choreographie 2002 bereits als Auftragsarbeit für ein Sibelius-Festival des Finnischen Nationalballetts gemacht. Tanzmäßig ist es ein sehr schwieriges Stück. Dass es seine Compagnie jetzt tanzen darf, ist nicht nur ein Kompliment ihres Chefs. Die Tänzerinnen und Tänzer zeigen im zweiten Teil des Abends, wie sehr sie in den letzten Jahren an sich selbst und mit dem Ballettdirektor gearbeitet haben. Sie leben inzwischen ihren Beruf und das sieht und spürt man, wenn man sie auf der Bühne sieht. Sie sind durchtrainiert und bereit für diese Choreographie. Exakt, mit Körperspannung zeigen sie klassische Elemente und Ausruckstanz. In dem modernen Bühnenbild (weiße, symmetrische Linien auf schwarzem Grund) und mit puren, weißen Kostümen tanzt die Compagnie die Geschichte Sibelius´, der trotz der starken emotionalen Bindung zu seiner Ehefrau nicht von anderen Frauen lassen konnte.

Wieder einmal als genial hat sich die Zusammenarbeit von Stefano Giannetti und Uwe Sandner bewiesen. Der Generalmusikdirektor und sein Orchester bieten dem Ballettensemble eine prächtige musikalische Kulisse.  Schön, dass der Ballettdirektor durchaus auch der Musik ihren Raum lässt, indem er die Tänzer an manchen Stellen zurücknimmt. Eine wunderbare Symbiose zwischen Symphonie und Tanz.

Am Ende der „Liebesstürme“, wenn das Licht ausgeht, bleibt ein „Wow“. Ein Ballettensemble auf seinem vorläufigen Höhepunkt angekommen – davon will man noch mehr sehen.