Kritik Malerei

 


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Pressekritik vom 2.4.1994


Kunstvoll getäuscht werden die Augen
Das Schongauer Stadtmuseum zeigt Arbeiten des Seeshaupter Malers Thomas Dörfler





SEESHAUPT  SCHONGAU -

Angefangen hat alles vor neun Jahren.
Gerade erst hatte der in Seeshaupt
aufgewachsene Thomas Dörfler sein
Abitur bestanden, als er für den
schwer erkrankten Vater einspringen mußte. Mit einem Mal stand er
vor der Aufgabe, Entwürfe seines
Vaters umzusetzen. Keine leichte
Aufgabe, hatte sich doch Walter
Dörfler als Bühnenbildner und Ausstatter von Fernsehfilmen einen internationalen Namen gemacht.
Der Sprung ins kalte Wasser der
Theaterwelt aber erwies sich für den
jungen Mann als Beginn einer eigenständigen Karriere, die sich heute zwischen Theatermalerei und
freier Malerei im Atelier bewegt.
Neben der Beteiligung an größeren
'Iheaterproduktionen erarbeitete er
in letzter Zeit auch eigene Bühnenkonzepte für kleinere Theater, zuletzt in Coburg. Seine Entwürfe und Arbeiten basieren in erster
Linie auf einer soliden handwerklichen Grundlage, die er sich im Malersaal der Münchener Kammerspiele aneignete. Dort leben die alten
Traditionen der künstlerischen Dekorations- und Prospektmalerei, die
Kunst des "trompe-l'oeil", der Augentäuschung, weiter. Die Imitation
von Marmor oder die illusionistische
Anlage riesiger Raumfluchten auf
einem Vorhang - das alles gehört
hier ebenso zum Verständnis von
künstlerischer Bühnenmalerei wie
das Gestalten abstrakter Hinter-
gründe. Leider, klagt Dörfler, sei das
Ansehen eines Theatermalers in
Künstler- und Galeristenkreisen
nicht sehr hoch. Sehr verbreitet
seien die Bedenken, daß hier ohne
künstlerischen Anspruch riesige
Leinwände gefüllt werden, Angesichts Dörflers Arbeiten, verschwinden Vorurteile dieser Art.

Der junge Maler, der sich seit 1988
verstärkt auch der freien Malerei
widmet, verdankt gerade der Theatermalerei ein großes Repertoire an
Maltechniken und Sicherheit im
Umgang mit verschiedenen Materialien und Farben. Daß eindrucks-
volle Bilder nicht zuletzt aus der
Beherrschung des künstlerischen
Handwerks heraus entstehen, bestätigt sich hier.
Thomas Dörflers Arbeiten entstehen entweder in Seeshaupt oder in
seinem Münchner Atelier, auch in
einer alten Scheune hat er sich einen
provisorischen Arbeitsplatz geschaffen.

Der Künstler konzentriert
sich nicht allein auf ein Werk, er
arbeitet parallel an verschiedenen
Bildern. Nur so können die Bilder im
Sinne Dörflers "reifen". Die Leinwände unterliegen einem langen
Prozess der Veränderung, der Übermalung und auch der Zerstörung
bereits aufgebauter Bildstrukturen.
Die Bilder sind in ihrem Werden
greifbar, die einzelnen Farbschichten zeichnen den Entstehungsprozeß nach. Als ,,Vollendet" bezeichnet
Dörfler seine Bilder, wenn sie ihm
wie sinnliche déja vu Erlebnisse er-
scheinen, als "etwas, das immer
schon vorhanden war".
Thomas Dörflers Arbeiten, die
meist in der Abstraktion bleiben,
sind keine stummen Bilder. Sie haben keine eindeutigen Titel, dem
Betrachter steht es offen, das in den



Arbeiten auftauchende Zeichenvokabular selbst zu definieren.
Schwarze Linien, die sich zu einer
individuellen Zeichensprache ver-
dichten, strukturieren die Bildober-
flächen. Dahinter liegen, collagen-
haft, kleinteiligere Farbfelder. Es
sind energetische Zusammenstellungen erdiger und warmer Farben,
die Thomas Dörfler verwendet. Die-
se Naturfarben und das immer wiederkehrende Zeichenvokabular geben den Bildern eine archaische
Kraft und verdichten die Kompositionen zu meditativen Metaphern.
Bis zum 17. April ist Thomas
Dörfler im Stadtmuseum Schongau
(Christophstr. 53-57) eine Ausstellung gewidmet. Geöffnet ist täglich
(außer Montag) von 10-12 und 14-
18 Uhr.
ANDREA HEINZINGER





 

 

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